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Hassa: Pendeln zwischen Gruben
Aus dem Oschatzer Kesselwärter wird der Steuermann eines Konzernschiffs

Cottbus (gg). Reinhardt Hassa war gar nicht soo überragend in der Schule - räumt er ein im PolitPiano-Talk am Donnerstag. Das verwundert, denn seine Karriere ist geradlinig: Von der Maschinistenausbildung in Lübbenau kommt der geborene Sachse direkt zum Studieren nach Zittau, von dort als Kraftwerksingenieur nach Jänschwalde als Blockleiter. Später wird er Kraftwerksleiter in Hagenwerda. „Ich weiß selbst nicht genau, womit ich mich jeweils emfohlen habe - man hat mich gefragt und ich habe die Herausforderungen stets angenommen“, resümiert er. Auch nach der Wende blieb das so: In Helmstedt wird er Vorstandsmitglied in der Braunschweigischen Kohlen- und Bergbau AG. Pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsort hat seinen Karriereweg immer begleitet.
Seit 1. April ist er Vorstandssprecher bei Vattenfall Mining und Generation und damit zuständig für die Erzeugungssparte von Atommeilern bis hin zu den Lausitzer Gruben.
Zwischen Berlin und Cottbus pendelt er heute wieder. Und die Zeichen aus der Hauptstadt gewinnen an Bedeutung für seine Entscheidungen, seitdem Investitionen von den Verteilungen von Co2-Zertifikaten abhängen: „Bis zum Sommer soll der Allokationsplan der Bundesregierung in Brüssel vorliegen - dann werden wir wissen, ob die geplanten 800 Millionen Euro Investitionen in einen neuen Kraftwerksblock in Boxberg überhaupt lohnen!“ Geld in nachwachsende Energien zu stecken, hält Hassa für notwenig, aber: „Nie wird uns Biomasse und Wind unabhängig von der Braunkohle machen - der gesunde Mix ist entscheidend bis hin zum Atomstrom!“
Bis 2020 soll das CO2-freie Kraftwerk nach Pilotprojekten in Schwarze Pumpe mit Hilfe der BTU-Forschung baureif sein - für die Lausitz spät, aber nicht zu spät, um nachzurüsten: „Bei der Forschung sind gut zehn Jahre verschlafen worden, hat geglaubt, die Braunkohle sei ein Auslaufmodell!“ Jetzt kommt sie wieder angesichts hoher Importabhängigkeiten - in Nochten sind 300 000 Euro für die Erschließung von neuen Flözen freigegeben. Und auch dem Kraftwerk Jänschwalde bescheinigt er Lebensjahre jenseits der 2019.
Wenige Jahre nach der Fusion der damals fast insolventen VEAG mit der LAUBAG - schämt Hassa sich nicht für schwarze Zahlen in der Vattenfall-Bilanz: „Heute verdienen wir gut, vor fünf Jahren war das noch nicht so - mehr als wir damals für den Erhalt von Arbeitsplätzen getan haben, war einfach nicht drin“, rückt er enttäuschte Erwartungen zurecht.

Reinhardt Hassa im Gespräch mit Co-Moderator Stephan Pönack
Im PolitPiano-Talk - hier im Gespräch mit Co-Moderator Stephan Pönack - gab sich Reinhardt Hassa unterhaltsam und überzeugte durch Gelassenheit und viel Erfahrung - auch mit Lausitzer Bergbaubefindlichkeiten
Foto: Hnr.
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