aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Im Notfall helfen wir uns gegenseitig
Kreis-Amtstierarzt Dr. Dietmar Vogt wartet täglich auf die „Vogelgrippe“

Cottbus/Forst (gg). Rund 3000 Geflügelhalter gibt es im Spree-Neiße-Kreis. Dr. Dietmar Vogt und sein Team haben noch einen ganzen Schwung Nachzügler eingetragen, seitdem über Presse und Rundfunk der dringende Aufruf dazu kam. Alle rund 1,3 Millionen Hühner, Enten und Gänse müssen erfasst sein, damit niemand durch die Maschen fällt, wenn eines Tages die Nachricht kommt: Der erste Vogelgrippefall in der Region ist nachgewiesen.
Noch ist es nicht soweit, aber die Krisenstäbe sind schon gebildet. „Im Ernstfall hilft eine Kreisverwaltung der benachbarten mit 14 Tagen kostenlosem Personaleinsatz“, sagt der Veterinär. Eine solche Vereinbarung ist jetzt unterschrieben. Brand- und Katastrophenschutzleute stehen Gewehr bei Fuß.
Der große Unterschied zu anderen Tierseuchen liege in der Verbreitung über Wildvögel: „Nicht kontrollierbar, nicht wegzusperren, nicht beeinflussbar“, kommentiert Dr. Vogt. Der Vogelzug wird nach dem Schnee erst noch richtig beginnen und weitere Gefährdungen bringen. Solange muss verstärkt aufgeklärt werden: Striktes Aufstallgebot gilt seit ein paar Tagen. Mit der Durchsetzung allerdings gibt es immer mal wieder Probleme. „Die ersten Bußgeldbescheide sind raus - manchmal hilft nur Druck“, sagte der Amtschef.
Impfen - da ist der gelernte Virologe überzeugt - würde nichts bringen: „Unter der Impfdecke mutiert der Virus und niemand kann unterscheiden, welches Tier geimpft ist und welches infiziert“! Eine Ausnahme allerdings würde er befürworten: Die sogenannten Unwiederbringlichen“ aus dem Tierpark zum Beispiel. Hier müssen die Gesetzgeber Entscheidungen treffen, meint er, denn die Zoos schützen einen beachtlichen Genpool an seltenen Tieren!
Noch zwölf geschützte Wochen lang dürfen Eierproduzenten ihre Waren mit dem Siegel aus „Freilandhaltung“ verkaufen, obwohl auch sie ihre Tieren im Stall halten, dann ist der Markenschutz passé. Ob sich an der zum 1. Januar vereinbarten Abschaffung der Käfighaltung etwas ändern wird, beobachtet der Fachmann mit viel Verständnis für die Halter: „Fair wäre, wenn alle europäischen Anbieter gleiche Bedingungen hätten und die schreiben erst ab 2012 die Abschaffung der Käfighaltung vor. Es ist doch ohnehin verlogen, für den Tierschutz zu plädieren und dann die Käfig-Eier zu importieren“!
Soviel Politik allerdings wolle er gar nicht machen, sagt der Amtstierarzt. Seine Kraft wird vor Ort gebraucht. Die großen Geflügelhalter haben Betriebsversammlungen abgehalten, auf denen er klar gemacht hat, was zu beachten ist. Täglich auch kommen Anrufe zu Totfunden. Die müssen ins Labor und dann heißt es warten auf den Befund.
Panik allerdings wäre nicht angebracht, sagt er: „Viel schlimmer ist die Maul- und Klauenseuche und auch an der ganz normalen Influenza, gegen die man sich impfen kann, sind bislang noch mehr Menschen gestorben, als jemals an der ‘Vogelgrippe’ sterben werden“.


Amtstierarzt Dr. Dietmar Vogt ist für alle Rückfragen zum Thema „Geflügelpest“ zu erreichen unter Tel. 03562/ 98613900“
Foto: Pönack

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