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Burger Streusiedlung wird Vorbild
Am Montag Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Historische Dorfkerne“
Burger Amtsdirektor Präsident / Elf Dörfer erarbeiten Konzepte

Burg/Spreewald (sp). Das Brandenburg reich an erhaltenswerten Städten und Dörfern ist, ist wohl bekannt. Seit 1992 arbeitet die Arbeitsgemeinschaft „Historische Stadtkerne“ bereits an der Bewahrung der städtischen Bausubstanz und daran, sie mit neuem Leben zu füllen.
Seit Montag gibt es auch zur Bewahrung der dörflichen Strukturen eine eigene Arbeitsgemeinschaft (AG) im Land. Die bereits im letzten Jahr zusammengestellte AG nahm nun in der Spreewaldgemeinde Burg ihre Arbeit auf. Es wurde die Satzung beschlossen, der Vorstand gewählt und das Arbeitsprogramm für die nächsten Monate festgelegt.
Als Vorsitzender der Arbeitsgruppe, der elf Gemeinden angehören, wurde der Burger Amtsdirektor Hans-Joachim Gahler gewählt, der nun den dreiköpfigen Vorstand leitet. Begleitet wurden die Teilnehmer von den beiden Schirmherren der Initiative, Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka sowie Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke.
Dörfer bewahren
„Ziel ist es, wichtige Zeitzeugen der Kulturlandschaft zu erhalten“ sagt Hans-Joachim Gahler. Die Idee dazu entstand bereits 2003, aus 160 potenziellen Gemeinden wurden elf herausgesucht. Diese „Modelldörfer“ stehen für einen bestimmten Siedlungstyp. „Wir spielen vor und dienen als Orientierung und Beispiel“ fasst der Vorsitzende ihre Funktion zusammen. „Wir möchten deutlich machen, dass es hier im Land Erhaltenswertes gibt und dass in einem harmonischen Siedlungsgefüge auch eine hohe Lebensqualität gibt“.
In einem halben Jahr soll ein Kriterienkatalog fertig sein, nachdem neue Dörfer in den Interessengemeinschaft aufgenommen werden können. „Interessenten gibt es bereits, sie müssen aber auch noch etwas erkennbar Schützeswertes besitzen“ erklärt Hans-Joachim Gahler. Denn viele Dörfer sind seit der Wende schnell gewachsen, ohne auf ihre Eigenarten und den historischen Typik zu achten.
Gestreuter Charakter
Burg wurde für seinen ausgeprägten Streusiedlungscharakter ausgewählt - die Gemeinde ist immerhin die größte deutsche Streusiedlung. Dies bedeutet eine nicht zusammenhängende Struktur und durch große landwirtschaftliche Flächen getrennte Hofstellen. „In Burg haben wir uns früh mit der Schutzfrage auseinandergesetzt“, erklärt der Amtsdirektor. 2003 wurde der Flächennutzungsplan für die Gemeinde bestätigt. Dieser zeigt, wo und wie in der Gemeinde gebaut werden darf. „Normalerweise darf außerhalb der Ortskerne gar nicht gebaut werden. Nur durch eine spezielle Gebietswidmung können in Burg auch alte Hofstellen im Außenbereich neu errichten werden - mehr als das Baurecht eigentlich zulässt“.
Auch bei der Gestaltung der Häuser ist Burg Vorreiter - eine Satzung regelt, welche Merkmale ein Haus haben darf. Vor allem die rechteckigen Block-bohlenhäuser sind typisch und werden auch wieder vermehrt gebaut. Diese Erfahrungen sollen nun herausgearbeitet werden und für ähnlich angelegte Orte für Lehde und Leipe, in Nordbrandenburg oder gleich nebenan in Müschen.
Gleichzeitig wird in Burg auch mit England und den Niederlanden zusammengearbeitet, um Erfahrungen mit großen lockeren Siedlungsgebieten auszutauschen.


Amtsdirektor Hans-Joachim Gahler, seit Montag Vorsitzender des Arbeitskreises
Foto: Christoph Neumann
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