aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Nur Zither lehren können wir nicht
Konservatoriumschef Gabriel Zinke über Auftrag und Freude in der
Musikschule / Personalabbau darf nicht an die Substanz gehen

Cottbus (gg). Es gibt nur zwei Konservatorien in Brandenburg, eines davon steht in Cottbus. Seit 1973 trägt es den Titel, der lediglich ehren soll, was im Kern dahinter steckt: Die fähigste Musikschule in Südbrandenburg. Obwohl Schulleiter Gabriel Zinke mit Superlativen zurückhaltend ist. Viel Ehre gibt viele Neider. Dabei sind die Erfolge messbar: Jedes Jahr bei „Jugend musiziert“. Die kleinen Mozarts der Lausitz können sich bundesweit messen.
Seit der Wende ist die Unterhaltungsmusik im Vormarsch. Schräge Blicke von der „ernsten Zunft“ gibt es für die U-Musik nicht mehr. „Das ist auch mehr als Unsinn - selbst für guten Jazz muss man sein Handwerk beherrschen“, sagt der gelernte Violinist. 32 Lehrkräfte kümmern sich um rund 1 300 Schüler in den verschiedensten Ensembles, Unterrichtsstunden und in der Theorie. Die, im Landesdurchschnitt verglichen, heftigen Zuschüsse von 1,1 Millionen (Stadt) und 130 000 Euro (Land) waren jüngst Grund für recht verwunderliche Diskussionen.
Dass noch gespart werden kann, weiß er. Vor allem im Klavierunterreicht arbeiten zu viele Kollegen. Bis 2009 sollen Stellen eingespart werden - freiwerdende werden nicht mehr besetzt. „Wenn wir uns langfristig um Ersatz kümmern können, ist das machbar - wir haben Honorarpotenzial zum Beispiel am Staatstheater“, erklärt Zinke, wie er mit den Einschnitten umgeht. „Wir werden weniger Kinder, aber wir wollen, dass auch in Zukunft die fundierte musikalische Bildung möglich bleibt“, sagt er. Landkinder (50 Euro pro Monat) müssen bereits jetzt mehr zahlen als Stadtkinder (40 Euro pro Monat), Erwachsene noch mehr (90 Euro): „Unsere älteste Schülerin ist 84 und lernt Orgelspielen.“ Aber: Hier wird nicht subventioniert, die Älteren müssen zugunsten der Jüngeren in die Tasche greifen.
Vor allem in der Zusammenarbeit mit Schulen sieht Gabriel Zinke großes Potenzial: „Wenn wir personell nicht bis an die Substanz gehen, ist auch im Ganztagsschulbereich noch mehr möglich“, meint er und wünscht sich auch von einzelnen Musiklehrern mehr Kooperation. „Wir können das Musizieren sehr anschaulich zeigen, können neugierig machen aufs Musizieren, können wirklich fast alles ausbilden, nur einmal mussten wir jemanden wegschicken, der Zither lernen wollte“, erinnert er sich schmunzelnd.

Gabriel Zinke
Schulleiter des Konservatoriums Cottbus: Gabriel Zinke
Foto: Stephan Poenack
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