aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Trinken, Rauchen und Schnüffeln
Drogendelikte nehmen zu / Gegen legale und illegale Drogen an Schulen ist Aufklärung beste Methode / Eltern sind in der Verantwortung

Region (sp). Fehlendes Unrechtsbewusstsein der Jugendlichen und Unkenntnis der Eltern - eine fatale Kombination, die den Zugang zu Drogen erleichtert. Und während die Gesamtkriminalität statistisch sinkt, ist 2005 die Anzahl an Rauschgiftdelikten in Brandenburg gestiegen, erläuterte Kriminalhauptkommissar Klaus Münzberg am Donnerstag im PolitPiano. In Cottbus gab es 2004 rund 600 Drogendelikte, für letztes Jahr liegt noch keine genaue Zahl vor, doch diese ist auf jeden Fall höher. „Aufklärung ist hier der beste Ansatz, um die Zahlen zu reduzieren“, so der Kommissar, der bereits seit 15 Jahren (rein beruflich) mit Drogen zu tun hat.
Wenn es bereits zu spät ist, dann kommen besorgte Eltern neben selbst betroffenen Erwachsenen zu Bernd Lattig, Suchtberater bei der Caritas. Allein oder aber mit ihrem Kind. Er gibt Ratschläge und hilft bei einer Therapie, bei der die Eigenmotivation das A und O ist: „Das ‘Du musst!’ hat gar keinen Zweck.“
Drogen und Einstieg
„Die Droge Nummer Eins ist der Alkohol“, erklärt Bernd Lattig. Doch auch die so genannten „legalen Drogen“ sind bei Missbrauch sehr gefährlich. Der Einstieg beginnt mit dem Rauchen, und dass meist schon im Grundschulalter. „Und wer raucht, ist sieben mal mehr gefährdet, harte Drogen zu nehmen“. Die Verantwortung liegt bei den Eltern, die oft gar nicht bemerken oder merken wollen, dass ihr Kind ein Suchtproblem hat. Mit Drogen konfrontiert werden die Schüler zwischen 13 und 15 Jahren auf jeden Fall durch Mitschüler oder Verwandte: „Es ist nicht die Schule an sich“ sagt Klaus Münzberg. „Eltern sollten daher ihre Kinder gut auf das Thema vorbereiten - besser vorher als hinterher“. Und es müssen nicht Haschisch und Synthetik-Drogen sein, unter Schülern sind auch „psychoaktive Pflanzen“ wie Stechapfel und Fliegenpilz inzwischen bedenklich beliebt.
Wo die Grenze zur Sucht überhaupt beginnt, ist schwierig zu beantworten. Erstes Zeichen ist, wenn der Betroffene die Übersicht verliert, wie viel er konsumiert. Irgendwann kommt er von der Droge nicht mehr los, kann ohne sie nicht leben. Ist die Einsicht zu einer Therapie gekommen, wird zuerst mit einer Entgiftung begonnen, parallel dazu beginnt eine Einzeltherapie. „Es gibt aber keine Heilung“, warnt Bernd Lattig, „es besteht nur die Hoffnung, nicht rückfällig zu werden“.
Gegen-Mittel
Ein Schlag gegen die Drogen Quellen sei kaum möglich, informiert Hauptkomissar Münzberg. Wirksamstes Mittel ist Aufklärung, auch um die Nachfrage zu vermindern. Das 2001 in Leben gerufene Projekt „Unsere Stadt gegen Drogen“ setzt in der 7. Klasse an, in der die Kinder zum ersten Mal mit Drogen konfrontiert werden. Es ziehen Polizei, Jugendhilfe, Krankenhäuser und viele andere Akteure an einem Strang, um Lehrer, Schüler und Eltern zu informieren - 3000 haben sie schon geschafft.

 
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