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Es rollt wieder was
Für Landrat Dieter Friese ist 2006 „ein Jahr der Krankenhäuser“ / Folklorelawine in Burg

Region (GHZ). Nicht als gemeinsame Region mit Cottbus, wie vom Kreistag gewünscht, geht der Kreis in die Zukunft, aber durchaus drangvoll. Über Gelungenes, Verpasstes und Vorstellbares sprach Stephan PÖNACK mit dem Landrat.
• Was wünschen Sie den Menschen im Landkreis für dieses Jahr?
D. FRIESE: Natürlich Glück und Gesundheit. Vor allem aber Arbeit und gute Bildungsmöglichkeiten - wenn beides nicht vorhanden ist, wird man ja krank.
• Blicken wir zurück: Sind Sie 2005 manchmal enttäuscht gewesen?
D. FRIESE: Ja, als die geplante gemeinsame Region nicht zustande gekommen ist. Zwei Jahre haben wir daran gearbeitet, mussten dann aber feststellen, dass weder die Stadt Cottbus noch das Innenministerium diese wollten.
• Wie ordnet sich nun der Süden Brandenburgs?
D. FRIESE: Die Zusammenarbeit wird über Verwaltungsvereinbarungen geschehen, die eine gemeinsame Gebietskörperschaft aber nicht ersetzen. Dies ist nur die zweitbeste Lösung. Auch 2009 wird es aber sicher keine Kreisgebietsreform geben. Sogar im Innenministerium sieht man dies als rechtlich ausgeschlossen.
• Ihr Landkreis gehört zu den wenigen, die ALG-II Empfänger selbst betreuen. Wie klappt das?
D. FRIESE: Sehr gut, ich bin unseren Mitarbeitern sehr dankbar, dass sie so engagiert zur Sache gehen. Wir möchten auch dieses Jahr wieder so erfolgreich sein und die Zahl der Langzeitarbeitslosen reduzieren.
• Für Cottbus-Drewitz gibt es ein neues Vertragswerk. Wann erwarten Sie die ersten Auswirkungen in der Region?
D. FRIESE: Nach drei Jahren Verhandlung entsteht jetzt ein multimodales Logistikzentrum. Die Umsetzung liegt jetzt im Geschick der Amerikaner. Das Verfahren ist so ausgelegt, dass es sofort los gehen kann. Und solche Flugplätze werden zur Jobmaschine.
• Erwarten Sie regionale Impulse aus der Fußball-WM?
D. FRIESE: Je länger die deutsche Mannschaft im Spiel bleibt, desto größer ist der emotionale Schub - natürlich auch bis in unseren Spree-Neiße-Kreis. Direkt profitieren aber nur die Wettkampforte. Mir liegt viel mehr am Herzen, wie Energie Cottbus voran kommt.
Zum Vorrundenspiel Brasilien-Kroatien habe ich Karten, dann erlebe ich den Rummel von Kanada aus im Urlaub.
• Im Herbst kommt durch den Brandenburg-Tag ein Höhepunkt nach Forst. Strahlt das auf den Kreis aus?
D. FRIESE: Wo die Stadtverwaltung Forst uns dabei haben möchte, unterstützen wir gern. Wir sind in die Vorbereitungen einbezogen. Ich freu’ mich , dass solch ein Tag hier nach Forst kommt. Damit erreicht man aber nirgends einen wirtschaftlichen Durchbruch. Das geht mal 14 Tage, das hilft mal so ein bisschen.
• Ihr ureigenes Fest ist bekanntlich die Internationale Folklorelawine. Rollt sie schon wieder?
D. FRIESE: Die ist ganz schwer am Rollen. Wir haben gedacht, die letzte in Guben kann man nicht übertreffen. Aber es wird 2006 noch wesentlich aufregender. Gruppen aus Australien, Nepal, Afrika, der Ukraine, aus Spanien und, und, und. Insgesamt 16 Gruppen aus 15 Ländern kommen nach Lübbenau und Burg.
• Sie sind als Kopf des Landkreises ständig auf der Suche nach neuen Lösungen. Wie kreativ müssen Landräte sein?
D. FRIESE: Ein Landrat ohne ein tüchtiges Heer an Angestellten ist gar nichts. Für mich gehört eine ganze Menge Mut dazu, Entscheidungen zu treffen, vor Fehlern keine Angst haben. Wer vor Fehlern Angst hat, kann nichts entscheiden.
• Sind Sie jederzeit gern Landrat?
D. FRIESE: Für mich beginnt am 22. Februar die zweite Hälfte der zweiten Legislaturperiode als Landrat. Was danach kommt, werden wir sehen. Es macht mir meistens noch jeden Tag Spaß. Der Beruf ist vor allem eine ganze Menge Arbeit - aber ich mach’ sie gern.
• Was gibt es dieses Jahr zu entwickeln?
D. FRIESE: Wichtig ist, dieses Jahr eine Konstruktion zu finden, die die vier Krankenhäuser der Region erhält. Ich möchte unterstützen und helfen, diese auf einen gemeinsamen Weg zu bringen und dauerhaft die Standorte in Cottbus, Guben, Forst und Spremberg zu sichern. Da sehe ich gute Möglichkeiten das zu erreichen, es müssen nur alle mitmachen. Ich möchte in den Dialog auch Ministerin Ulla Schmidt einbeziehen.
• Eine Einzigartigkeit des Kreises ist seine Randlage. Wie gestaltet sich die deutsch-polnische Zusammenarbeit?
D. FRIESE: Seit langem machen wir eine erfolgreiche Arbeit in der Euroregion Spree-Neiße-Bober. In der Förder- periode 2007 bis 2013 stehen noch einmal große Finanzmittel bereit, danach wird es weniger. Eine Aufgabe der nächsten Monate wird es sein, Projekte auf die Beine zu stellen und das Geld mit unseren polnischen Nachbarn sinnhaft zu nutzen.
• Geraten Sie manchmal in einen Konflikt zwischen Verwaltungszwängen und Gewissen?
D. FRIESE: Bestimmt nicht. Zu meinen Entscheidungen stehe ich. Wäre eine Verwaltungsentscheidung nicht mit meinem Gewissen vereinbar, würde ich alle rechtlichen Möglichkeiten ausnutzen, so eine Entscheidung nicht treffen zu müssen.
• War das so bei der Paintball-Halle, die Sie abgelehnt haben?
D. FRIESE: Es ist schon heftig, wenn Menschen das gegenseitige Totschießen üben! Das empfinde ich viel dramatischer als die Gubener Manufaktur Gunter von Hagens. Besagte Halle ist aber planungsrechtlich möglich, es liegt am Spremberger Bürgermeister, zu prüfen, ob der Investor alle Vorraussetzungen erfüllen kann.
• Haben Sie einen Traum, den sie gern verwirklichen würden?
D. FRIESE: Einen ausgeglichenen Haushalt und keine
Arbeitslosen, alles andere ergibt sich dann von selbst. Jetzt tun mir die Abgeordneten vom Kreistag schon leid, die aus finanziellen Gründen gar nichts mehr entscheiden können.
• Danke für dieses Gespräch.

Landrat Dieter Friese
Landrat Dieter Friese
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