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Noch längst nicht aller Tage Abend
Mittelzentrum-Diskussion geht weiter / Staatssekretär beeindruckt von Spremberger Argumenten

Spremberg (tr). „Spremberg war Mittelzentrum, Spremberg ist Mittelzentrum und Spremberg wird Mittelzentrum bleiben“, lautete der einhellige Tenor zahlreicher Spremberger bei der Diskussion um die Problematik Mittelzentrum in dieser Woche. Davon zeigte sich auch Reinhold Dellmann, Staatssekretär im Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung, sichtlich beeindruckt. Er war als Gast von der Stadt und der CDU-Mittelstandsvereinigung (MIT) nach Spremberg eingeladen worden. Anlaß bildet der umstrittene Landesentwick-lungsplan (LEP) mit seiner neuen zentralörtlichen Gliederung. Danach wird Spremberg als einziger von 15 Wirtschaftsschwerpunkten im Land als Nahbereichszentrum eingeordnet. Warum das so ist, konnte auch der Staatssekretär nicht klar beantworten: „Manche Entscheidungen sind politisch so gewollt worden“.

Deutliche Sprache
Die Zahlen sprechen eine deutlichere Sprache: Seit 1990 wurden fast 500 Millionen Euro, privates Kapital nicht eingerechnet, in Spremberg investiert. Die größeren Industriebetriebe legten im gleichen Zeitraum rund 4,3 Milliarden Euro in Spremberg an. Zudem beträgt der Einwohnerrückgang bis 2020 lediglich 13 Prozent. In anderen Städten, die ihren Mittelzentrumsstatus behalten, liegt der Rückgang bei circa 30 bis 40 Prozent. Ein besonderer Streitpunkt ist darüber hinaus die Einteilung Sprembergs in eine sogenannte „Raumzelle“ mit Cottbus. „So hat Spremberg überhaupt keine Chance. Demnach dürfte es eigentlich im Spree-Neiße-Kreis gar kein Mittelzentrum geben“, argumentierte Bürgermeister Dr. Klaus-Peter Schulze (CDU). Reinhold Dellmann sah in dieser Argumentation ein „ganz klares Signal für das Ministerium“. Er stellt e in Aussicht, daß „es bei der zentralörtlichen Gliederung Änderungen geben könnte“.

Gemeinsam dafür
Parteiübergreifend machten sich Spremberger Politiker für den Erhalt des Mittelzentrums stark. Die PDS-Landtagsabgeordnete und Stadtparlamentarierin Birgit Wöllert sprach von „einem Irrtum des Ministeriums“. Andreas Lemke, SPD-Stadtverordneter warnte vor der starken Konkurrenz aus Sachsen: „In Nordost-Sachsen hat sich bewußt für Weißwasser als Mittelzentrum entschieden. Zudem entscheiden die Arbeitnehmer in Schwarze Pumpe sehr wohl, ob sie lieber in Brandenburg oder in Sachsen leben wollen“. Moderator Andreas Bränzel (CDU) bezweifelte, ob Kreisstädte unbedingt immer ein Mittelzentrum sein müssen. Beispielsweise Seelow mit gerade mal 5 990 Einwohnern oder Herzberg mit circa 8 000 Menschen.

Im Herbst geht´s weiter
Zur Zeit ist die zentralörtliche Gliederung in der Diskussionsphase. Im September befaßt sich das Potsdamer Kabinett mit dem überarbeiteten Vorschlag des Infrastrukturministeriums. „Da dürfen wir nicht wieder auf die Nase fallen“, stellte Staatssekretär Dellmann klar. Frühestens 2007, eher aber 2008 tritt dann der neue Landesentwick-lungsplan in Kraft. „Natürlich mit Spremberg als Mittelzentrum“, so Bürgermeister Dr. Schulze.

 
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