Cottbus
(gg). Cottbus hat elf Tankstellen. Noch, sagt Hans-Günter
Herbst, selbst einer der Betreiber und Vorstandsmitglied des Verbandes
der Tankstellen- und Garagenbetreiber Brandenburgs mit 380 Tankstellen
und 1300 Beschäftigten, die dazu gehören. Gut
die Hälfte könnte dem Preisgefälle zwischen Deutschland
und Polen zum Opfer fallen, mutmaßt Herbst, wenn nicht
bald etwas passiert. In Forst hat die Aral-Tankstelle als erste
die Zapfsäulen zu gemacht - die nächsten Nachbarn sind
gefährdet. Ohnehin machen deutsche Tankstellenpächter
nur noch 1 Cent Gewinn an jedem Liter - 5 bis 6 Cent bleiben für
die Mineralölkonzerne. Das ist halb soviel wie die Global
Player im steuerlich begünstigten Polen einnehmen können
und ein Grund dafür, warum die Preise zur Grenze hin steigen,
erklärt Herbst.
Ein Interesse an steuerentlastenden Modellen hat deshalb kein
Konzern, sondern höchstens die Politik. Die hat sich
allerdings mit dem Problem noch nicht genügend beschäftigt,
sagt Hans-Dieter Harnath, bei der IHK zuständig für
die Standortpolitik im Handel. Über die Bundestagsabgeordneten
bis hin zur Landesregierung sollen deshalb die Kräfte jetzt
mobilisiert werden für das so genannte Stiftungsmodell. Von
jedem Liter Benzin, der in Deutschland verkauft wird, geht ein
Cent der Mineralölsteuer nicht ins Staatssäckel, sondern
in die Stiftung, aus der die Steuerentlastung an die Bürger
der Grenzregion weitergereicht wird. Per Scheckkarte mit Meldeadresse
wird der Vorteil direkt an der Tankkasse weitergereicht. Circa
6 Cent weniger würden die Kunden im 50-Kilometer-Raum zahlen,
so Herbst. Das funktioniert in Italien bereits seit einigen Jahren.
Und es könnte sich auch für die Regierung rechnen: Steuerausfälle
durch Tanktourismus von
3 Milliarden Euro pro Jahr könnten kompensiert werden.
Bedenken hat Hans-Dieter Harnath wegen des hohen bürokratischen
Aufwandes: Besser wäre es und vor allem nicht EU-zustimmungspflichtig,
man würde die Ökosteuer reduzieren! Das Wie muss
noch diskutiert werden - die Betroffenen entlang der deutschen
Grenze bis Bayern drängen auf schnelle Entschlüsse.
Vor 2007 allerdings wird eine Regelung nicht in Kraft treten können.
Solange können die meisten nicht warten, befürchtet
Hans-Günter Herbst. Das Beispiel aus Passau, bei dem Tankstellenbetreiber
die Grenzübergänge aus Protest versperrten, hat er genau
beobachtet: Vielleicht bleibt uns am Ende nichts als solche
Proteste, sinniert er.
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Von den
Umsätzen aus dem
Benzinverkauf können Tankstellenbetreiber wie Hans-Günter
Herbst (l.) sowieso nicht leben. Jetzt bleiben die Kunden wegen
der Polenpreise weg - das könnte
auch hunderte Arbeitsplätze kosten.
Da ist auch die Einflussnahme der IHK,
im PolitPiano vertreten durch
Hans-Günter Harnath (r.), gefragt
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