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Mal Stoiber den Marsch blasen
Prof. Martin Neumann im dritten Wahlkampf innerhalb von drei Jahren

Cottbus (gg). Klar distanziert sich der FDP-Kandidat Prof. Martin Neumann von den jüngsten Aussagen seines CSU-Partners Stoiber: „Das kommt dabei raus, wenn Leute von etwas reden, von dem sie keine Ahnung haben!“
Starke und stark verwurzelte Kandidaten aus der Region sind für ihn die beste Medizin gegen solcherlei Unsachlichkeit in obersten Ebenen. Dazu zählt der geborene Vetschauer vor allem auch sich selbst. Vier Jahre Landtagserfahrung und unzählige Gespräche mit Bürgern in seiner Funktion als Verbraucherberater für Energiefragen sind sein Argumentationspfand für bügernahe Politik. „Die Mietnebenkosten können doch nicht höher sein als die Miete“, spricht er skandalöse Alltäglichkeiten aus seinem Beraterjob an.
Schlechte Beispiele gibt es genug. Und wie man`s nicht macht - das vermittelt er an der Magdeburger Hochschule dann seinen Studenten im Lehrstuhl, Technische Gebäudeausrüstung. Ob die darüber auch lernen, wie es geht, das bleibt im Dunkeln, wie so manches Tafelbild des Professors - so kritisieren seine Schüler zuweilen.
Hoffentlich liegt es nicht auch an ihm,denkt der Zuhörer im PolitPiano-Parkett, wenn Neumann zerknirscht von Studenten erzählt, die es noch im 17. Semester nicht zur Prüfung geschafft haben.
Ein Rezept dagegen steht in seinem Wahlprogramm: Studiengebühren. Natürlich sozial abgefedert, beschwichtigt er, will aber die Studentenschaft im Sinne von Kosten und Leistung auf jeden Fall beschleunigen und dafür die Bildungsinhalte verbessern.
„Auch damit kommt die Forschung schneller voran und zwar inklusive Gentechnik“, sagt der Spreewälder, der in einer Gegend wohnt, in der sich die besorgten Bauern freiwillig gegen Gentechnik zusammenschließen. „Man muß mehr über positive Aspekte der fortschrittlichen Technologien sprechen“, sagt er mit nicht ganz zu verbergender Verunsicherung.
Bei erneuerbaren Energien will er gern wieder mehr differenzieren, was fortschrittllich ist: „Es kann nicht sein, dass der Wettbewerb durch Förderung verzerrt wird!“, zielt er auf die Windräder in der Lausitz. „Ein besserer Mix muss her und das Monopol der Netzbetreiber gehört gebrochen“. Letzteres wäre schmerzhaft, entschuldigt er sich, aber eigentlich bitter nötig - Verweis auf die Mietnebenkosten.
Einen Sonderwahlkampf für den Osten hält er nicht für nötig. „Der Osten hat keine anderen Probleme als der Westen, sie treten hier nur schärfer hervor“, meint Neumann. Um sie zu lösen, setzt er auf bessere Schnittstellen - wie in der Ausbildung seiner Studenten: „Es gibt gute Bauingenieure, Architekten und Haustechniker. Wenn ein Bau gelingen soll, hängt`s vom guten Austausch der drei untereinander ab!“. Das wäre auch in der Politik so.
Deshalb ist für ihn eine linke Opposition durchaus salonfähig: „Auch mit PDS-Politikern kann man gute Sacharbeit machen“, erinnert er sich an seine Zeit als Bauausschussvorsitzender im Brandenburger Landtag von 1990 bis 1994.
Keinen Sinn hingegen sieht er in einer großen Koalition - dass das nichts bringe, zeige am besten das Brandenburger Beispiel. Täglich sähe er allein in der Hochschulpolitik, was Schwarz-Gelb in Sachsen-Anhalt besser hinbekomme. Überhaupt setze er mehr auf Sachlichkeit und hat eher selten seine Fähigkeiten im Marschblasen auf mehr als nur das Musikalische ausgedehnt. Im Gegenteil, seit 1990 kommt der heutige Vorsitzende des Landesblasmusikverbandes nur noch sporadisch zum Musizieren auf dem Tenorhorn.
Ob seine Partei als Juniorpartner eine Mehrwertsteuererhöhung verhindern könnte, will jemand wissen. „Je stärker wir sind, desto wahrscheinlicher ist das“. Zur Zeit stehen die Umfragewerte bei sieben Prozent.


Professor Martin Neumann hatte fotogene Fähnchen der FDP zum Talk mitgebracht. Auch in punkto Sympatie und Glaubwürdigkeit konnte der Bauingenieur mit ordentlicher Professur in drei Wahlkämpfen zulegen. Für den Bundestag tritt er zum ersten Mal an. „Ich weiß, dass man manches besser machen kann“, sagt er Foto: J. Haberland

 

Person

Dipl.Ing., Beratender Ingenieur, Lehrstuhl für Technische Gebäudeausrüstung an der Hochschule Magdeburg-Stendal, geboren 1956 und wohnhaft in Vetschau, verheiratet, zwei Kinder, evangelisch, tätig für dieVerbraucherberatung in Cottbus, Präsident des Landesblasmusikverbandes
im Netz: www.fdp-lausitz.de


Termine

4.9. 10 Uhr Bürgerzentrum Forst - Podiumsdiskussion, 9.9.-11.9. Herbstmesse Cottbus Infostand, 9.9. 17 Uhr Altmarkt Cottbus - Wahlkampfveranstaltung, 27.9. 9.30 Uhr Radtour von Spremberg nach Schwarze Pumpe

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