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Die Grenzen überschreiten
Über 3 800 Ausländer suchen in Cottbus ein Stück neue Zukunft

Cottbus (gg). Michael Wegener ist Ansprechpartner für 3 820 Asylbewerber, Flüchtlinge und Aussiedler aus aller Herren Länder. 1200 von ihnen sind Studenten der Brandenburgischen Technischen Universität und treffen im akademischen Auslandsamt auf die dortige Leiterin Kathryn Prouty. Beide waren Podiumsgäste beim jüngsten Politpiano.
„Sie kommen aus 80 Ländern, meist mit dem heißen Willen, ihrer Heimat später als Fach- und Führungskräfte zu helfen!“ sagt die Amerikanerin über ihre Multikulti-Studentenschaft. Sie fühlten sich wohl in Cottbus, aber: „Nachts trauen sie sich nicht vom Campus, höchstens bis zur Spreegalerie...“
Schicksale anderer Ausländer hier in Cottbus sind so wie ihre Nationalitäten höchst unterschiedlich: „Nicht selten kommen unsere Flüchtlinge aus studierten Berufen und geben aus Not ihre ganze Lebenskultur auf“, sagt Wegener und hat eine Familie als Beispiel mitgebracht. In Afghanistan politisch verfolgt, kam Familie Ahmadi mit zwei Söhnen und drei Töchtern vor elf Jahren nach Deutschland. Über ihren Asylantrag ist noch nicht entschieden. „Man sagt uns, mit den Amerikanern wäre jetzt Demokratie im Land, aber das stimmt nicht“, meinen die Mädchen, die keine Tücher, aber „den Islam im Herzen“ tragen. Mudjgan hat erfolgreich das Abitur abgelegt. Studieren kann Sie ohne Asyl aber nicht. Der Gesetzgeber will keine „festigenden Zustände“ zulassen.
Das steht den Bemühungen der BTU entgegen: Für steigende Studentenzahlen muss die BTU Ausländer anziehen, meint Kathryn Prouty. „In der Politik, und nicht nur da, muss ein Umdenken einsetzen. Das neue Zuwanderungsgesetz war erst ein Anfang“, so Wegener.
Größte und einzige einigermaßen homogene Gruppe unter Cottbuser Ausländern sind die Juden aus den ehemaligen Sowjetländern. Von 750 haben sich rund 350 in einer jüdischen Gemeinde gefunden. „Die Wiederansiedlung jüdischen Lebens ist gewollt, aber finanziell werden sie alleingelassen“, moniert Wegener und weiß, dass er damit ungehört bleibt.

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