Cottbus
(gg). Zur ersten Versammlung von Interessenten an der Politik
der WASG in Cottbus waren am Mittwoch ca. 20 Leute im Comicaze
versammelt. Für Cottbuser Potential ist das eher wenig, eine
Chance liege dennoch darin, glauben die Protagonisten. Denn in
Senftenberg rekrutierten sich die ersten Reihen der WASG direkt
aus montäglichen Protestdemos. Die rund 40 Mitglieder
sind größtenteils Hartz IV-Betroffene, sagt Siegmund
Borchert, Sprecher des Kreisverbandes im PolitPiano im DoppelDeck.
Das birgt auch Probleme - es fehlen zum Teil die Rhetoriker, Denker
und intellektuellen Führungsköpfe. Auf der Landesliste
steht ein Jurist aus Potsdam, Dr. Steffen Hultsch, mit Platz 6
so hoch wie kein anderer, dennoch aber ohne jede Aussicht auf
ein Mandat. Unser Kreisverband ist aber aktiver als die
Potsdamer, meint Borchert. Alle Aktionen müssen zur
Zeit aus eigener Tasche finanziert werden. Deswegen verteilen
die WASGer auch locker komfortabel gedruckte PDS-Wahlprogramme.
An dieser Partnerschaft scheiden sich aber auch schon die ersten
Gründungsgeister. Zwei Austritte im OSL gab es schon,
als die PDS ins Spiel kam, sagt Borchert, der dennoch täglich
Neuzugänge verzeichnet. Viele sind ehemalige SPD-Mitglieder,
einige haben früher gern Grün gewählt und nicht
wenige haben - wie Borchert selbst - nach SED-Erfahrungen zu DDR-Zeiten
den Weg zur PDS nie richtig gefunden.
Weitgehend losgelöst von den Betroffenen in den Kreisverbänden
wird die Programmatik in Potsdamer Arbeitsgruppen erarbeitet -
mit den heiß gestrickten Ergebnissen gehen die Wahlkämpfer
vor Ort an den potentiellen (Nicht-)Wähler: Mindestlohn 1500
Euro,
Abschaffung von Arbeitslosengeld II - statt dessen Geld für
nützliche getane Arbeit. Wenn da die Fragen nach der Gegenfinanzierung
gestellt werden, scheitert nicht nur jede Logik, sondern es fehlt
auch die nötige Routine, Wahlkampf-Phantastereien mundgerecht
zu servieren. Schließlich: Noch vor Gründung der Partei
im Mai und eigentlich bis heute sind die Mitglieder selbst diejenigen,
die sich mit Fragen und Vorwürfen montags auf Lausitzer Marktplätze
gestellt haben. Machbare Alternativen mußten da nicht nachgerechnet
werden.
So kann es doch nicht weitergehen - auf Bundes- und Landesebene
etwas dagegen zu setzen - eine starke Opposition aufzubauen, mit
allen, die links orientiert sind - dafür machen wir uns stark,
läßt sich Borchert nicht auf Detailfragen festnageln.
Daß sich für diese Contra-Haltung auch rechts orientiert
Protestwähler erwärmen, hält er nicht für
ausgeschlossen, besteht aber darauf, daß die Distanz zu
rechtem Gedankengut in der Satzung verankert sei. Auch für
einen möglichen Cottbuser Kreisverband soll das gelten. Lafontaines
einschlägige Überfremdungs-Bemerkungen kritisiert der
Luckauer, sonst findet er Oskar aber richtig gut.
Türöffner im Westen - Staubsauger im Osten -
die Funktion der WASG hat in Cottbus zumindest schon PDS-Sympathien
gefunden.
|
Siegmund Borchert ist Sprecher des ersten Lausitzer Kreisverbandes
der WASG im Oberspreewald-Lausitz-Kreis. Zur Wahl tritt er zwar
nicht an, organisiert aber die Gründungsbestrebungen der Partei
in der übrigen Lausitz. Auf der gemeinsamen Landesliste der
Linken.PDS mit der WASG steht aus der jungen Wahlalternative Dr.
Stefen Hultsch auf Listenplatz 6 - für den Einzug in den Bundestag
eine aussichtslose Position Foto: H. |