aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Kinder braucht das Land
Dr. Martina Münch und Fritz Hollaschke im „Bündnis für Familie“ / Junge Eltern zieh es in die Innenstädte / Kinderzimmer-Projekt bei Galeria

Cottbus (sp) Dr. Martina Münch, Abgeordnete im Landtag und Stadtverordnete, und Fritz-Rudolf Holaschke, Leiter des Oberstufenzentrums (OSZ) I und Vorsitzender des Kinderschutzbundes Cottbus, erörterten im jüngsten PolitPiano die Kinderfreundlichkeit und Perspektiven in Brandenburg.
„Es gibt aber jetzt wieder viele Kinder“, ist bisweilen in Cottbuser Straßen zu hören. Doch der „gefühlte“ Kinderreichtum täuscht, bedauert Martina Münch. Nur sehr langsam erholt sich die Geburtenrate. Der Knick der Wende erfordert Schulschließungen. „Fehlende Kinder von heute sind fehlende Erwachsene in Zukunft“, sorgt sich Fritz Holaschke. „Demographisches Echo“ heißt das Phänomen. Wenigstens einen Namen hat es schon.
Übere Auswirkungen tappen Politiker im Dunkeln. „In eine Gesellschaft, die von Älteren dominiert wird, scheinen Kinder nicht recht zu passen. Sie stehen im Rang hinter Karriere, teueren Autos und Urlauben“, bedauert Martina Münch, selbst Mutter von sieben Kindern. Sie findet es wichtig, dass Kinder von Geburt an auch von der Gesellschaft begleitet werden. „Wenn nur wenige Kinder da sind, ist es besonders wichtig, jedes einzelne zu fördern.“ Als „Kinderbewahranstalten“ haben die KiTas keine Funktion in der Erziehung mehr. Darum müsse die Ausbildung von Erzieherinnen (wie in DDR-Zeiten) verbessert werden. Auch spät arbeitende Eltern sollen ihr Kind in einer Einrichtung betreuen lassen können.
Eine Lösung für den Alltag bietet das „Projekt Kinderzimmer“ des Kinderschutzbundes, so Vorsitzender Holaschke. Mit dem Partner Galeria Kaufhof soll es einen Betreuungsort in der Innenstadt geben, wo Eltern für die Zeit ihrere Besorgungen ihr Kind behütet wissen. Er setzt sich darüber hinaus mit seinem Verein für mehr Bürger- Engagement gegen die Bedrohnisse für Kinder ein. „Im Januar richten wir eine Weiterbildung aus, wo erklärt wird, wie der einzelne mit Auffälligkeiten umgehen sollte.“
Zunehmend Resonanz findet das „Bündnis für Familie“. Es koordiniert regionale Projekte und wurde von Familienministerin Renate Schmitt ins Leben gerufen. 200 Bündnisse gibt es schon, eines seit August auch hier in Cottbus. Zur Zeit führt es Erhebungen über Familienfreundlichkeit der Stadt und in Unternehmen. Im Boot sind viele Partner, von der BTU bis zum Bio-Bäcker.
Aus dem Publikum kam der Vorschlag, für ein Bündnis der Kinderfreundlichkeit auch in der weiteren Stadtentwicklung. Junge Leute halten das Zentrum ist eine ideale Wohngegend für Familien. „Cottbus hat hier tolle Schulen und viel Kultur gebündelt“ sagte ein Gast. Es gebe hier auch genügend freie Flächen und leer stehende Häuser. Die könnten von Studentenfamilien mit Leben gefüllt werden, am liebsten kostenlos, wenn die Väter und Mütter dafür investieren. Ins Nestbauen. „Toller Vorschlag!“, kommentierte Martina Münch. „Man muß es nur machen“, ergänzte Fritz Hollaschke. Und das Publikum applaudierte.

Dr. Martina Münch, Fritz-Rudolf Holaschke (r.) und Moderator Jürgen Heinrich
Auf der Suche nach dem Kindersegen: Dr. Martina Münch, Fritz-Rudolf Holaschke (r.) und Moderator Jürgen Heinrich Foto: Stephan Pönack
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