aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Ein gan(s) leckerer Genuss
Hohe Zeit der Martinsgänse ist gekommen / Sehr mildes Fleisch

Niederlausitz (tr). An Martin sind die Gänse reif zum Schlachten. Dass sie aber genau am 11. November in die Bratröhre wandern, hängt mit der besonderen Bedeutung dieses Tages zusammen. Mit ihm beginnen die 40 Tage vorweihnachtlicher Fastenzeit. Der Martinstag fällt noch in die Erntezeit, das bäuerliche Jahr wird abgeschlossen und die Zeit des Spinnens beginnt. Man arbeitet bei Licht bis Mariä Lichtmeß am 2. Februar, dann endet die winterliche Zeit.
Lausitzer Gänse „in“ Martinsgänse gelten vor allem in den katholischen Gebieten West- und Süddeutschlands als erstklassiger Genuss. Auch in der Lausitz finden die Martinsgänse immer mehr ihren Weg in die Kochtöpfe von Feinschmeckern. „Besonders ältere Bürger, sowohl aus dem Landkreis als auch aus Cottbus, pflegen diesen Brauch schon seit vielen Jahren. Die entsprechenden Rezepte werden von Generation zu Generation weitergegeben“, erzählt Monika Streich, vom Kolkwitzer Geflügelhof Streich. In der mittleren Lausitz werden die Gänse zur Kirmis, meist zwei Wochen vor Totensonntag in einem Drei-Gänge-Menü serviert. „Allerdings“, so Monika Streich, „kennen junge Leute die Martinsgänse kaum noch“.
Sehr zart und mild
Dabei verpassen sie ein unvergessliches Geschmackserlebnis, einen Genuss für alle Sinne. „Das Fleisch ist nämlich richtig schön zart und außerordentlich wohlschmeckend“, spricht Monika Streich aus langjähriger Erfahrung. Auch etwas Fett am Fleisch darf natürlich nicht fehlen.
Völlig gefahrlos
Ihre Martins- aber auch schon Weihnachtsgänse haben ebenso wie viele Lausitzer auch zahlreiche Mitarbeiter des brandenburgischen Agrarministeriums bestellt. „Die Vogelgrippe spielt dabei überhaupt keine Rolle“, beruhigt Achim Bersin von der Pressestelle des Ministeriums die letzten Skeptiker. Allerdings müssen die Gänse wie auch das übrige Federvieh noch bis 15. Dezember im Stall ausharren. Bis dahin sind die Zugvögel als mögliche „Gefahrenherde“ längst durchgezogen. Ob die Stallpflicht danach verlängert wird, ist bislang noch völlig unbestimmt.
Einen weiten Weg
Bis zum Kochtopf haben die Gänse schon einen weiten Weg „zurückgelegt“. Der Geflügelhof Streich bezieht die Eintagsgössel aus dem Sachsenland. Die kleinen „gelben Flaumenbälle“ werden ganz natürlich aufgezogen. Chemie hat hier keine Chance. Wichtig ist insbesondere die Entwicklung von viel Muskelfleisch.
Geschlachtet werden die „reifen“ Gänse von anerkannten Schlachthöfen im Spreewald. Anschließend können die bratfertigen Gänse mit einem Gewicht von vier bis 5,5 Kilogramm auf dem Geflügelhof Streich erworben werden. Und das zu gleichen Preisen wie im Vorjahr. Na dann, Guten Appetit!

Anschnitt der Martinsgans
Hm, wie das duftet! Und erst der unverwechselbare Geschmack! Gänsefleisch gehört zu den Delikatessen der Lausitzer Küche schlechthin. Der Anschnitt der Martinsgans ist in vielen Familien ein besonderes Ritual
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