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Stadtwohnen soll Büros weichen
Görlitzer Straße fällt ganz / Weinbergstraße mit Punkthochhäusern

Nur einige Hausnummern der Weinbergstraße sollen stehen bleiben. Sieht demnach so in fünf Jahren die Kreuzung Stadt-ring / Straße der Jugend aus? (Blickrichtung Bahnhof)
Montage: S. Pönack

Cottbus (sp). Am Dienstag lud der Bürgerverein Spremberger Vorstadt zu einer Informationsveranstaltung mit Dr. Torsten Kunze, seit 2001 Chef der GWC und Marietta Tzschoppe, Dezernentin für Bauwesen, ein. Das Schicksal der großen Wohnblöcke scheint besiegelt. Nach dem derzeitigen Plan soll die Görlitzer Straße ganz fallen, in der Weinbergstraße bleiben von den neun Aufgängen nur die Hausnummern 1, 3 und 9 übrig. Sie werden in voller Höhe als Punkthochhäuser über den Gewerbeeinheiten stehen bleiben. Ein Informationsschreiben soll Anfang nächsten Jahres an die Betroffenen herausgehen, der Rückbau 2007 starten. Bis dahin müssen sich die Bewohner für eine neue Bleibe entscheiden. Dr. Torsten Kunze sichert aber jedem eine adäquate Ersatzwohnung und ein Umzugsmanagment zu. Als Nachfolgebauten seien an der Görlitzer Straße Gewerbe vorgesehen, das sich an Höhe der Umgebung dem Quartier und dem Bahnhof anpassen soll. Einen Interessenten, der 120 Arbeitsplätze im Bürohaus ansiedeln will, soll es bereits geben.
Problematisch ist die städtebauliche Leere die zurückbleibt, heißt es aus dem Publikum. „Es wird öde“ sind sich viele einig. Anwohner Reinhardt Schwarz fragt sich, „wie die Stadt sich in dieser wichtigen Eingangssituation demnächst präsentieren soll“ und merkt an, dass „man den Kaufleuten nicht die Entscheidung überlassen kann“. Auch die große Attraktivität der Bauten durch die Nähe von Innenstadt, Straßenbahn, Bahnhof und Krankenhaus steht eher gegen einen Abriß. Gerade für Ältere sei die zentale Lage und die Ausstattung mit Fahrstühlen ideal. Marietta Tzschoppe entgegnet: „Die Fehler sind schon Anfang der 90er gemacht worden. Prioritäten bei Sanierung waren nicht in der Innenstadt gesetzt.“ So blieben auch für das Quartier die dringend nötigen Arbeiten aus. Doch saniert wird heute nur noch in wenigen Fällen und dann nur „in kleinteiliger Bebauung, die auch langfristig voll vermietet werden können“ so der Chef der GWC. In den Wohnscheiben stehen zur Zeit 50 Prozent der Wohnungen leer. Aus dem Publikum heißt es dazu, dass Interessenten gar keine Chance haben, eine anzumieten - ganz so, als sei der Abriss schon länger beschlossen worden. Viele haben Angst, in der Spremberger Vorstadt keine Wohnung mehr zu finden und nach Schmellwitz oder Sachsendorf gehen zu müssen. Stefan Aegerter, Pfarrer der nahen Lutherkirche ärgert der Verlust von Wohnungen: „Bürogebäude lassen nach 17 Uhr nur ein schwarzes Loch“. Was mit Geschäften, KiTa und Kirche passiert wenn die Anwohner weg sind, rege zum Nachdenken an. Zum Schluss der Veranstaltung bleibt für viele die Frage „Das ist ja alles schon beschlossen - wo sollen wir uns denn noch einbringen?“

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