Cottbus
(tr). Es ist schon erstaunlich, wie sehr man sich für
unsere Partei interessiert. Sogar in den Niederlanden und in der
Slowakei, freut sich Hannes Kell, frischbackener Vorsitzender
der Serbska ludowa strona, der Wendischen/Sorbischen
Volkspartei (SLS). Und weiter: Ob nun Wendische oder Sorbische
Volkspartei gesagt wird, lassen wir moderat offen. Beide Varianten
sind möglich. Zu Ostern wurde die SLS gegründet.
Bislang gehören 15 Mitglieder aus einem Gebiet zwischen
Lübben und Döbern der Partei an. Interessenten
gebe es, laut Kell, längst auch in der Oberlausitz. Jetzt
gilt es, schlagkräftige Strukturen aufzubauen, um den
Einzug in die Kommunalparlamente zu schaffen. Immerhin haben
60 Prozent der Lausitzer wendische Wurzeln. Ein Potential, daß
es zu aktivieren gelte.
Aktiviert ist auf jeden Fall die Domowina als Dachorganisation
sorbischer/wendischer Vereine aufgrund der Parteigründung.
Auch etwas beunruhigt, erklärt Hans-Peter Petrick,
Regionalvorsitzender der Domowina in der Niederlausitz. Zumal
erhebliche Sorgen wegen der Einteilung in gute und böse
Sorben bestehen. Trotzdem betont der Regionalvorsitzende,
daß die Domowina jederzeit mit jedem Partner diskutieren
kann, wenn Vertrauen gegeben ist.
Immerhin, Einigkeit besteht in der Frage der Prioritäten.
So steht die Bildung in beiden Institutionen an erster Stelle.
Denn das ist für Minderheiten essentiell, erklärt
Hannes Kell. Er denkt beispielsweise an eine Lausitz-Universität,
an der ein wendischer Zweig bestehen könnte.
Die im Publikum anwesende Landtagsabgeordnete Dr. Martina Münch,
nannte diese Idee sehr interessant, aber unrealistisch.
Realistischer erscheint die sowohl von der SLS als auch von der
Domowina angestrebte Stärkung der sorbischen/wendischen
Nationalidentität. Grundvoraussetzung ist dafür
eine Stärkung der Lausitzer Wirtschaft. Sie muß
auf viel breitere Basis gestellt werden, so Hannes Kell.
Und zwar mit der Kohle, ergänzt Hans-Peter Petrick.
Und in noch einem Punkt ist man sich einig: Eine Spaltung der
Sorben/Wenden wird es nicht geben.
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Die
tiefe Verwurzelung der Domowina
in der Lausitz ist unser Vorteil,
erklärte Hans-Peter Petrick (M), Regionalvorsitzender der Domowina
Niederlausitz. SLS-Chef Hannes Kell will dagegen verkrustete
Strukturen aufbrechen und für frischen Wind sorgen. |