aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH
Kleines Rädchen im EU-Getriebe
Ein Ex-Landrat kämpft für Brandenburg im Europäischen Parlament
„Hallo, da ist doch etwas..., kürzlich gab es doch Wahlscheine“, beschreibt Norbert Glante, Mitglied des Europäischen Parlaments in der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE), erstaunte Bürgerreaktionen zur bevorstehenden Europawahl. „Dabei ist die Resonanz schwierig“, gibt Glante freimütig zu. Enweder wollen die Menschen in Ruhe gelassen werden oder sie lassen sich vieles erklären. Großen Erklärungsbedarf scheint es insbesondere zur EU-Osterweiterung zu geben. „Denn die Angst der Deutschen setzt sich aus Uninformiertheit und Vorurteilen zusammen“. Glante bemängelt, daß mit typisch deutscher Mentalität stets nur über die Risiken, kaum aber über Chancen geredet werde. Chancen gäbe es auch durchaus in der Lausitz. So verfügt die Region über eine „Kernkompetenz im Kraftwerksbau“. Viele osteuropäische Staaten haben da einen enormen Nachholebedarf. Dort könnten die Lausitzer Fuß fassen. Zudem sind beispielsweise in Polen und Tschechien die Chancen nach den Beitritten noch größer geworden, da auch dort jetzt gleiche Europaregeln gelten. Zudem kämpfte Norbert Glante als „kleines Rädchen im großen EU-Getriebe“ schon seit Jahren gegen die Illusion, daß „nach dem 1. Mai tausende Polen zur Arbeit nach Brandenburg kommen würden“. Denn es käme „wohl kaum ein Pole aus einer strukturschwachen Region in eine andere strukturschwache Region zum Arbeiten“.
Europäische Politik wird auch für Brandenburg selbst immer bedeutsamer. Deshalb muß sie Chefsache werden, angegliedert an die Staatskanzlei, meint er: „Kein Ministerium kann mehr ohne EU-Mittel agieren“. Er pflegt einen engen Kontakt zur brandenburgischen Landesvertretung in Brüssel. Jedoch könnte das Verhältnis zur Landesregierung besser sein. Da hätte es schon einen Bruch zwischen Schelter und seiner Nachfolgerin Richstein gegeben, muß er einräumen. Das ist gefährlich angesichts der Brisanz in der Ziel-1-Förderungs-Diskussion. Für Brandenburg ist diese noch bis Ende 2006 gesichert. Ab 2007 soll Brandenburg nur noch für Uckermark und Prignitz den Höchstfördersatz erhalten, für die Lausitz hingegen nicht. Sonderregelungen für Industrieansiedlungen wurden diese Woche in Schwarzheide mit EU-Wettbewerbskommissar Monti beredet. Norbert Glante hat dabei ein lachendes und ein weinendes Auge: „Wenn wir für lange Zeit Höchstfördergebiet bleiben wollen, würde das ja heißen, auf ewig strukturschwach zu sein“. Wird Glante am 13. Juni wiedergewählt, gibt es gleich nach der Wahl erneute Diskussionen zu dieser Problematik, verspricht der gebürtige Randpotsdamer.

„Brandenburger Probleme lassen sich zuweilen mit Partnern aus ähnlichen Regionen im Ausland besser lösen als mit deutschen Abgeordneten. „Für die Lausitz zum Beispiel knüpfe ich Kontakte zur Kohle- und Stahlregion in Großbritannien“, erklärte Norbert Glante, brandenburgischer Europaabgeordneter und Ex-Landrat
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