aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH
„Es ist wieder Zeit für ein großes Aufbegehren“
Jungkommunistin Sahra Wagenknecht widerlegt die „neoliberalen Mythen“
„Am Tage der Maueröffnung saß ich deprimiert zu Hause. Mir war klar, daß es die DDR nicht mehr geben würde. Ich habe es mir immer anders gewünscht“, gab Sahra Wagenknecht, Vorsitzende der Kommunistischen Plattform (KPF) innerhalb der PDS, freimütig zu. Die im thüringischen Jena geborene und in Berlin-Marzahn aufgewachsene Jungkommunistin wollte den zweiten deutschen Staat reformieren, aber nie an das Alt-Bundesgebiet anschließen. Deshalb entschied sie sich, auch nach 1990 politisch aktiv zu bleiben, denn „ich hatte immer das Bedürfnis, etwas gegen die heutigen Strukturen zu unternehmen“. Nur um die kapitalistischen „Lügen und Mythen“ widerlegen zu können, hängte sie noch ein Studium der Volkswirtschaftslehre an und schreibt derzeit an ihrer Dissertation. Gegen die Gesundheitsreform einer Ulla Schmidt wettert sie heftig, da nur umverteilt, aber nichts eingespart wird. „Wenn 500 000 Leute vor dem Reichstag protestiert hätten, wäre die Reform so nicht beschlossen worden“, appeliert sie an das vorrangig seniore Publikum. Ein weiteres Stopzeichen sollte der neoliberalen Politik der Schröder-Regierung gesetzt werden. „Der Hammer liegt doch darin, daß in Deutschland 300 Milliarden Euro in Privatvermögen angehäuft liegen, aber nur 20 Milliarden Euro pro Jahr für Sozialausgaben verwendet werden“, so Wagenknecht. Für sie existiert hierzulande keine Leistungsgesellschaft, stattdessen eine Mißachtung von Leistungen. „Denn es kann doch nicht wahr sein, daß Menschen unter Druck gesetzt werden, sich nicht vorhandene Arbeit zu suchen“.
Den Kapitalismus hält die Jungkommunistin für kaum reformierbar. Zwar könne man ihm Zugeständnisse abzwingen, doch „längerfristig führt Kapitalismus in den Abgrund“. Genau dorthin, wohin ihrer Meinung nach auch die EU-Osterweiterung führt: „Was nach der Wende in Ostdeutschland praktiziert wurde, wird jetzt in einem viel größeren Maßstab wiederholt. Der Westen erschließt sich riesige Märkte, jedoch unter einem brutalen Verdrängungskampf“. Trotzdem oder gerade deshalb will sie am 13. Juni ins Parlament nach Brüssel gewählt werden.
Mindestens genauso brutal wird die PDS in zwei Landesregierungen in Anspruch genommen - in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Zwar sei die Landespolitik mit der Bundespolitik nicht zu vergleichen, doch ist es ein „Unding, daß die PDS desaströse Sozialkürzungen mitmacht“, so Wagenknecht. Ihre Partei sei „voll auf die SPD hereingefallen, die mit der PDS-Regierungsbeteiligung eine starke Opposition verhinderte“. Eine neue Linkspartei aus „SPD-Abweichlern“ sei deshalb auch für sie vorstellbar, jedoch nur in enger Zusammenarbeit mit der PDS.

Hintergrund:

Die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) ging aus der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) Ende 1989 hervor. Gleichzeitig wurde innerhalb der Partei die Kommunistische Plattform (KPF) ins Leben gerufen, deren Vorsitzende Sahra Wagenknecht ist. Die Kommunistische Plattform in der PDS versteht sich als offener tätiger Zusammenschluß von Kommunisten, die auf der Grundlage von Programm und Statut der Partei aktiv an der Basis und in Parteistrukturen wirken. Die Bewahrung und Weiterentwicklung marxistischen Gedankenguts ist ein wesentliches Anliegen der KPF. Die Plattform tritt sowohl für kurz- und mittelfristig angestrebte Verbesserungen im Interesse der Nicht- und wenig Besitzenden innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft ein. Der Sozialismus gilt als Ziel der gesellschaftlichen Veränderungen. Antifaschismus und Antirassismus sind für die Kommunistische Plattform der PDS ein strategisches politisches Anliegen. Sie wendet sich gegen jegliche Art von Antikommunismus, von wem er auch ausgehen mag. Die KPF arbeitet aktiv mit der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) und mit der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) zusammen.


Wünschte sich zum 18. Geburtstag die 42-bändige Gesamtausgabe der Werke von
Karl Marx und liest heute das Handelsblatt
aus Argumantationsgründen:
Sahra Wagenknecht (l.) im Gespräch mit Moderatorin Gabi Grube. Marx hält sie
heute noch für hoch aktuell, wenn es um Alternativen zur Schröder-Politik geht


Diesmal im DoppelDeck mit ihrem
politischen und stacheligen
„Kaktus- Song“ zu Gast: das Künstlerduo Karow & Panzer, bestehend aus Sänger Torsten Karow und Pianisten Ilja Panzer
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