aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH
Der Podiumsgast mit zwei Gesichtern
Optimistische Stimmung beim Sport-Mix - viel Beifall für Fußballer Eduard Geyer

Cottbus. Gabi Grubes Gleichnis zwischen Energie-Trainer Eduard Geyers Arbeit und den Veranstaltungsreihen im DoppelDeck sorgte für einen lockeren Sport-Mix-Einstieg: Mit wenig Mitteln wird hier wie da mutig viel auf die Beine gestellt. So plauderte der Fußballlehrer aufgeschlossen von seiner Arbeit, von seinen Sorgen und Freuden. „Manchmal denke ich, wenn's so unrund wie jetzt läuft, wärst’e lieber Briefträger geworden. Aber spätestens mit dem Anpfiff bin ich wieder voll dabei , mittendrin in dem Beruf, den ich so liebe.“ Es gelingt ihm zu selten, mal nicht an Fußball zu denken, bedauert er. Unterm Strich ist sein Leben das runde Leder, auch wenn er gerne ins Theater gehen möchte, viel liest und alle freien Minuten seiner Frau, seinen beiden Söhnen und besonders seinen Enkeln widmet, die er schon zu trainieren beginnt. „Die armen Kinder“, murmelten einige Gäste, und Frau Geyer lachte vielsagend.
„Dynamo Dresden hat mich in 23 Jahren geprägt, mein Verein aber heißt Energie Cottbus“, bekannte Geyer unter kräftigem Beifall. „Ich wohne in Dresden, den größten Teil der Woche bin ich aber in Cottbus, denn ein Trainer muß bei der Mannschaft sein.“ „Die Spieler haben es am besten“, sagt Ede auf eine entsprechende Frage. Es gibt einige die mitdenken, mitarbeiten wollen, aber auch viele, die sich einfach nur trainieren lassen. Geyer möchte, daß alle sportgerecht leben, daß private Interessen und sportliche Anforderungen eine Einheit bilden. Man entnimmt seiner Mimik, daß das nicht immer so ist.
Nach der Wende lief es für den letzten Nationaltrainer der DDR nicht wie gewünscht. Es kamen keine Angebote. Auch in Cottbus war Ede die ersten zwei Jahre nicht glücklich, weil den Spielern Leistungswille fehlte. Doch jetzt ist er stolz, auf das, was in Cottbus erreicht wurde. Er verlangt von seinen Spielern zwei Gesichter: Sie können nette junge Männer sein, aber auf dem Platz müssen sie kämpfen, beißen. „Früher war ich noch einen Zahn schärfer, heute mache ich mehr Kompromisse.“
Ob er das selbst gut heißen soll, scheint er nicht genau zu wissen. „In der Schule sind es bekanntlich die strengen, nicht nur die beliebten Lehrer, die einem etwas beigebracht haben“, formuliert er seine Erfahrung.
Zum „Sport-Mix“ gehörten reichlich Publikumsfragen. Auf die Frage, ob Kritikunfähigkeit seine Schwäche sei, kommt prompt die Geyer-typische Gegenfrage: „Lassen Sie sich gerne kritisieren?“ Und danach: „Natürlich hinterfrage ich nach jedem Mißerfolg vor allem mich selbst, suche zuerst bei mir die Ursachen.“ Eduard Geyer glaubt, daß seine Kritik an Spielern in der Öffentlichkeit produktiven Druck schafft, hat sich aber auch schon einige Male über zu spontane unmittelbar nach dem Abpfiff geärgert.
Frappierend, welchen Optimismus und welche Lockerheit Eduard Geyer, der gar nicht an Abstieg denkt, am Montag ausstrahlte. Der Mann mit den wirklich zwei Gesichtern sammelte im DoppelDeck viele Sympathiepunkte. Was wäre Energie Cottbus ohne diesen knorrigen, sympathischen Plauderer und harten Hund? Klaus Beyer

Einmal ganz entspannt beim Talk:
Geyer „Gnadenlos“

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