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OB: „Ich habe für Cottbus diesen Traum“
Die Backsteinschule, hier von Linden der Karl-Liebknecht-Straße teils verdeckt, könnte in ihrer ganzen Pracht Eingang zu einem kleinteiligen Geschäftszentrum sein, das direkt an die Altstadt (r.) anschließt, die Galeria Kaufhof einbezieht und für übrige Standorte, zum Beispiel in der Straße der Jugend (Eckhaus ganz links), Vorteile bringt
Cottbus. Was wird aus unserer Stadtpromenade? Das ist die derzeit in Cottbus am häufigsten gestellte Frage. Wir stellten sie unmittelbar vor ihrem Sommerurlaub an Oberbürgermeisterin Karin Rätzel.
• Gibt es für die Zeit nach der ECE-Absage Konzepte aus der Schulblade?
K. RÄTZEL: Nein. Sicher so nicht. Aber es gab Alternativen, die wir aufgrund der Vertragslage nicht verhandeln konnten und wollten. Inzwischen haben zwei Anbieter, einer davon vermittelt durch den ostdeutschlandweit erfolgreichen Kolkwitzer Wirtschaftsförderer Wildemann, ihr Interesse erneut bekräftigt. Von weiteren Überlegungen wissen wir. Es wird keinen Stillstand geben in der Mitte von Cottbus.
• Den gab es ja lange genug. Der IHK-Hauptgeschäftsführer wirft Ihnen die Schuld dafür vor.
K.RÄTZEL:
Die Situation war für die Stadt schwierig genug. Meine Wahlaussage hat jeder in Erinnerung. Ich wollte eine City-Galerie, aber verträglicher für die Stadt als geplant. Und ich war gegen den Abriß der Schule. Dafür hat mich eine große Mehrheit gewählt. Ein schneller Konsens mit der Otto-Gruppe war aber nicht zu finden. Jetzt geschieht nun das, wofür die aktive Mehrheit bei der OB-Wahl gestimmt hat. Was die Leute wollten, die nicht wählen waren, wissen wir leider nicht.
• Sie haben den Hamburgern sogar ein Jahr Aufschub für ihre Entscheidung zugebilligt. Warum?
K. RÄTZEL: Alle Beiteiligten haben letztlich das Center gewollt. Es gab ein klares Votum der Stadtverordneten. Otto hätte vor einem Jahr mit dem Bau beginnen können.
• Und warum hat er nicht?
K.RÄTZEL: Darüber will ich nicht spekulieren. Fakt ist aber, daß es zum Beispiel schwer ist, einen Lebensmittler für die Stadtzentrums-Lage zu gewinnen.
• Liegt das an den vielen neuen Märkten im Wohngebiet?
K.RÄTZEL: In die Stadtmitte müssen Anbieter in gehobenem Niveau, auch im Lebensmittelbereich. Das ist eine andere Kategorie. Die verbesserte Nahversorgung haben viele Cottbuser, vor allem ältere Menschen, gefordert. Ich habe im Wahlkampf versprochen, mich dieser Sache anzunehmen. Schauen Sie jetzt in Ströbitz oder Sandow oder in anderen Stadtteilen: Man trifft sich wieder beim Alltagseinkauf, die Angebote sind preiswert. Inzwischen liegt auch die Baugenehmigung für einen neuen Markt in der Nähe der Vattenfall-Zentrale vor.
• Zurück ins Zentrum. Was könnte dort geschehen?
K.RÄTZEL:
Ich habe für Cottbus diesen Traum: Die Backsteinschule wird ein Portal für ein kleingliedriges Handelszentrum, wie ich es zum Beispiel von Amsterdam kenne. Da gibt es viel zu kaufen, zu sehen, zu erleben. Wir brauchen dazu auch Parkdecks, wie schon von ECE vorgesehen. Aber alles muß bis in die Altstadt, zu Galeria Kaufhof und zur Spree-Galerie verbunden sein. Wir wollen auf keinen Fall verlieren, was uns schon gut gefällt, zum Beispiel das lebendige Flair auf unserem Altmarkt.
• Ist sowas wirtschaftlich machbar?
K.RÄTZEL:
Wenn für die Gegebenheiten geplant wird, doch sicher.
• Investoren für eine Bebauung sind denkbar. Bleibt noch die Vermietung an namhafte Handelsketten. Könnte diesen Part nicht die EGC, die Entwicklungs-Gesellschaft Cottbus, übernehmen?
K.RÄTZEL: Nein das ist nicht ihr Akquise-Auftrag. Aber die TLG als Besitzer des größten Teils der Flächen in der Stadtpromenade verfügt auf diesem Gebiet über Kompetenz.
• So lassen sich also die Brücke und das „Sternchen“ erhalten?
K.RÄTZEL: Die Brücke sicher nicht, weil sie keine wirkliche Funktion hat. Andere „Vorbedingungen“ würde ich möglichst nicht konstruieren, denn Investoren müssen ein hohes finanzielles Risiko abdecken. Wenn wir uns auf den Erhalt der „Roten Schule“ und gute Wohnbedingungen für die vielen Mieter der Stadtpromenade einigen, ist das so weit in Ordnung.
• Was glauben Sie, wann sich endlich Kräne über der Stadtprmenade drehen?
K.RÄTZEL: Das kann niemand sagen. Aber es vergeht kein Tag tatenlos. Jetzt sind Fachleute an der Reihe, die Verträge entsprechend den Optionen rückabwickeln. Für August plane ich Gespräche mit der TLG. Ich bin optimistisch.
• Dann: Guten Urlaub.

Oberbürgermeisterin Karin Rätzel sieht gut Chancen für die Cottbuser Mitte
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