aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH
100 Jahre „Tummel“ auf Schillerplatz
Zur Geschichte der Cottbuser Jahrmärkte gehörte das Rummel-Vergnügen
Cottbus (GHZ). Vor genau 100 Jahren, am 10. April 1904, fand erstmals Rummel auf dem Viehmarkt, dem heutigen Schillerplatz, statt. Der Rummel mit zahlreichen Karussells und Schaubuden war mindestens seit 1860 der turbulente „Vergnügungssaal“ der berühmten Cottbuser Jahrmärkte. Abgeleitet von Tummelplatz, nannten die Cottbuser den Rummel einfach „Tummel“. Pferdemärkte sind seit 1739 überliefert, die Jahrmärkte werden wohl nicht viel jünger sein. Es gab die Oster- und die Herbstmärkte, jeweils drei Tage lang. Die Händler füllten alle Straßen und Plätze der Innenstadt und später auch der westlichen Stadterweiterung, waren doch diese Jahrmärkte große Einkaufsereignisse für die Landbevölkerung aus weiten Teilen der Niederlausitz.
Vergnügt haben sich die Marktbesucher zunächst auf dem Neustädter Platz, dem heutigen Brandenburger Platz. Als vor dem Spremberger Turm die Straßenbahn kreuzte und eine Parkanlage entstand, mußte der „Tummel“ weichen und zwar zum Viehmarkt, dem heutigen Schillerplatz. Hier war reichlich Platz, denn weder das Theater noch das heutige Knappschaftsgebäude standen zu jener Zeit. Aber auch später war für Riesenrad, Kettenkarussell, Turmrutschbahn, Liliputaner-Zirkus, Kahnschaukel und vielerlei Karussells Platz genug.
Erst der Krieg machte den Schillerplatz tummeluntauglich. Es wurden Schützengräben gezogen und Kriegsübungen abgehalten. Die Jahrmärkte wurden ab 1939 wegen der Rationierungen dünner, 1944 gab es nur noch einige Kinderkarussells auf dem Sandower Lindenplatz.
Dort gab es auch die ersten Nachkriegs-Jahrmärkte. Ostern 1946 soll es auch noch einen Rummel auf dem Berliner Platz gegeben haben. Ob der Schillerplatz nochmals für Rummel genutzt wurde, ist nicht bekannt. Im Aufbauwerk entstand hier in den 50er Jahren die heutige Parkanlage. Die wieder an Umfang zunehmenden Rummelveranstaltungen, die sich nun Jahrmarkt nannten, zogen auf den heutigen Viehmarkt, wo schon die durchziehenden Zirkusse ihre Zelte aufschlugen.
Nach dem eine Traglufthalle auf der Südseite des Platzes das Vergnügungsgelände einschränkte, zog der Rummel in den 80er Jahren in den Eliaspark um, wo auch bei den sommerlichen Pressefesten die Karussells standen. Nach 1990 wurde mit wenig Erfolg viel Geld in die Befestigung des Festplatzes Viehmarkt gesteckt. Es gab Versuche, den Rummel an verschiedenen Plätzen der Innenstadt zu etablieren, mal an der Oberkirche, mal auf den Altmarkt, mal auf dem Parkplatz in der Stadtpromenade. Letztlich entschieden sich aber die Schausteller für den Viehmarkt. Die Stadtverwaltung ging nie sonderlich freundlich mit ihnen um. Durch eine Ausschreibung versuchte sie zuletzt „bessere Qualität“ in die Veranstaltungen zu bringen. Ein Berliner Veranstalter gewann die Ausschreibung und interessierte sich erst danach für Cottbus. Der Ort erschien nicht lukrativ und der „Sieger“ verzichtete auf sein Los. Glück-licherweise sprang die bewährte Schaustellergemeinschaft wieder in die Presche, sonst wäre es aus gewesen mit dem Cottbuser „Tummel“.

Rummel in den 1920er
Jahren auf dem Schillerplatz
Foto: CGA-Archiv
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