Cottbus
(h.) Als gäbe es keine Hochwasser-Politikpause, ging der Fraktionschef
der brandenburgischen PDS im "PolitPiano" diesen Donnerstag
sofort zur Sache: "Die Flut geht weg - was bleibt, sind die
großen Pleiten", rügte Lothar Bisky im DoppelDeck
in der WernerPASSAGE bei übervollem Hause die Politik
der Großen Koalition. Er hält die derzeitige Regierung
nicht vom Volke legitimiert: "Mit Hildebrandt die Stimmen fischen
und die dann auf andere Inhalte übertragen - das ist nicht
in Ordnung." Er wünsche Platzeck alles Gute, sagte Bisky,
Fakt aber bleibe, daß die Hälfte der Mannschaft ausgewechselt
sei und es von den jetzt Agierenden noch nicht mal eine Regierungserklärung
gebe. Eine Regierungsbeteiligung in rot-rot strebe sein Neuwahl-Begehren
nicht an, meinte Bisky: "Die SPD schwimmt in der CDU-Furche;
aber nur, wer soziale Politik will, wer für kleine Dörfer
und für ordentliche Bildung ist, kann mit der PDS koalieren."
Im Bundeswahlkapf aber setze die PDS auf Schröder, formulierte
Denis Kettlitz seine Beobachtung. Bisky: "Das habe ich auch
gehört." Heiterkeit. "Im Ernst: Es ist klar, daß
wir nicht Stoiber wollen, auch wenn der jetzt gegen die Großen
redet, als wäre er ein Altkommunist."
Er habe mit Schröder schon gegessen, finde ihn ganz nett, "aber
das hat ja politisch nichts zu sagen." Indes: "Wenn Schröder
sagt, er ist gegen den Krieg im Irak, dann muß das ja nichts
Schlechtes sein, nur weil es Schröder sagt."
Bisky sieht die PDS bundesweit als Oppositionskraft "gut aufgehoben",
denn, und hier wird er sehr energisch: "Die Politik der NATO-Beliebigkeit
ist keine Bagatelle. Was sollte man jedoch dagegen bewirken, wenn
man in der Regierung säße?" Ob er sich Stolpe als
Ost-Minister in einer Rot-Grün-Regierung vorstellen könne.
Klares Nein. Die Hildebrandt wäre eine gewesen. "Bei allen
Differenzen - bei der Frau wußte man wenigstens, in der Richtung,
in der sie redet, geht sie dann auch." Über Schwanitz
meint er: "Ob man den einsetzt oder einen anderen, das fällt
nicht auf." Er könne sich aber Höppner in solch einer
Position vorstellen.
Der einstige PDS-Vorsitzende hat sich 2000 aus dem Amt zurückgezogen
("Ich bin jetzt Nummer 27 in der PDS, und daran halte ich auch
fest"), denkt nach über Wege in die Politik und aus ihr
heraus. "Da ist alles zu starr. Man geht in die Politik, und
wenn man nicht silberne Löffel klaut, stirbt man in ihr. Das
ist nicht gut." Bisky glaubt, daß Politiker, die nur
zeitweise aus ihrem Beruf gehen und dann wieder zurück, besser
arbeiten könnten. Und er will leistungsabhängige Gehälter
für Politiker. Bemessungsgrößen ließen sich
schon finden, die Arbeitslosenzahl zum Beispiel.
Immer wieder sind von dem Medienfachmann Rückzugsandeutungen
ins Hochschulgeschäft zu bemerken. Das habe aber nichts damit
zu tun, daß die PDS auch aktuell problematisch sei: "Man
weiß nie - bleibt sie SED oder wird's eine neue Partei."
Mit Gabi Zimmer sei "eine kluge, sensible Frau" an der
Spitze. Was ihr fehle, seien die Medien. Er, Bisky, wolle aber nicht
als Medienberater für Politiker tätig sein. "Da würde
ich mich langweilen."
Genau das mußten die Gäste im DoppelDeck zwei Stunden
nicht.
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Drinnen reichten die Plätze nicht, zum Glück gab es auch
draußen Bild und Ton und gegen einige Gewittertropfen Schirme.
Die Bisky-Fans wurden nicht enttäuscht
Beifall für die jazzig aufgelegte Pianistin von Gabi Grube,
Lothar Bisky und Denis Kettlitz
Fotos: Hnr
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