aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH
Was uns die Väter erzählten...

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Franz Müntefering zu Gast beim Moderatorenpaar Denis Kettlitz und Gabi Grube.von Dorothea Hallmann,
Pfarrerin i.R.

In vielen Kalendern steht unter dem Datum des 20. September "Weltkindertag"-ein Gedenktag, der uns heute auffordert, auf das Leben der Kinder in der Welt zu blicken, dorthin, wo das Leiden besonders schwer ist. Die großen Kinderhilfswerke unicef, Kindernothilfe und terre des hommes zeigen mit Nachdruck das Schicksal von Millionen von Kindern, die als AIDS-Waisen ohne Familienschutz in Afrika heranwachsen müssen oder die in vielen Ländern durch verseuchtes Wasser ohne Medikamente sterben. Die Kinderrechtsorganisation fordern mit dem Motto "Kinderrechte sind Menschenrechte" Befreiung für junge Menschen, die als Schuldsklaven, Kindersoldaten und Sexobjekte dem Mißbrauch und jeder Gewalt preisgegeben sind. Weltkindertag - das bedeutet auch auf die Kinder in unserer Gesellschaft zu schauen. Welchen physischen und psychischen Leiden sind sie ausgesetzt, wenn sie sich in der Schule gegenseitig erpressen, wenn sie auf Drogen hereinfallen oder selbst gar Opfer häuslicher Gewalt werden? Da gibt der biblische Spruch für den Monat September einen bemerkenswerten Rat: „Was wir hörten und erfuhren, was uns die Väter erzählten, das wollen wir unseren Kindern nicht verbergen.“ (Psalm 78,3-4) Dieses Wort steht am Anfang eines langen Psalms, der die vielen segenreichen und zerstörerischen Erfahrungen in Erinnerung ruft, die frühere Geschlechter des Gottesvolkes gemacht haben. Wunder, durch die Gott ihnen zum Überleben half, und dann wieder das große Vergessen all der Wohltaten, was zu selbstverschuldeten bösen Folgen führte. Weitergeben an die Nachkommen, nicht nur Haus, Schmuck oder Geld, sondern den reichen Schatz der Erfahrungen, zum Beispiel wie unter schwierigen Bedingungen gelang, das Leben zu gestalten, wie offenherzig solidarisches Verhalten geübt wurde, aber auch eigenes Fehlverhalten nicht zu verschweigen. Solches Nachdenken und Weitererzählen bringt uns vielleicht wieder zu dankbarem Erstaunen, wenn wir zurückblicken, und motiviert uns, die Gegenwart so zu verändern, daß sich Zukunft gewinnen läßt. Wenn wir am Weltkindertag unsere Kinder und ebenso die Kinder der Welt in den Blick nehmen, dann bietet es sich an, auf ein Modell hinzuweisen, das Brücken zwischen Kontinenten zu schaffen vermag: die persönliche Patenschaft für eins der Millionen Kinder in der sogenannten Dritten Welt zu übernehmen. Kann es Schönere Geben, als einem Kind Freude jetzt und Chancen für deine Zukunft zu schenken und es damit aus seiner bitteren Vergangenheit herauszulösen?
Dorothea Hallmann
Pfarrerin i.R.

 
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