Cottbus
(dk). Sie gehörten wohl einst zu den meist gefragtesten Interviewpartnern
aus dem DDR-Sport. Doch was machen sie heute? Am vergangenen Montag
im gut gefüllten Pressecafé DoppelDeck in der Cottbuser
WernerPASSAGE ging Joachim Rohde, Sportexperte der GRÜNEN Heimatzeitung,
in der Talkreihe "Cottbuser Sport- Oldies".diesen und
anderen Fragen nach. Zu seinen Gästen gehörten diesmal
Sylvio Kroll, ehemaliger Spitzenturner, Rosemarie Ackermann, die
erste Frau der Welt die über zwei Meter sprang, und Christian
Rudolf, Hürdenläufer. "Sport ist mein Leben",
betohnt der ehmalige DDR-Spizenturner Sylvio Kroll an diesem Abend
oft. 15 Jahre aktiver Leistungssport prägen halt.
Ob Oslo, Barcelona, Montreal, Indianapolis - Kroll gehörte
fast immer mit zu den Ersten. Auf Grund der Teilnahmen an diesen
vielen Weltmeisterschaften und anderen Wettkämpfen blieb kaum
Zeit für andere Dinge. Die Familie sah er auch nur selten,
denn die meiste Zeit war er im Internat in Lübben und kam nur
alle zwei bis drei Wochen nach Hause. Ob er, wenn er heute noch
einmal die Möglichkeit hätte eine Sportart zu wählen,
die Leichtatletik zu seinem Sport machen würde, wollte Moderator
Joachim Rohde wissen. "Nein. Turnen war und ist zwar meine
Leidenschaft aber auch Skifahren und Judo wären für mich
heute eine Herausforderung." Auch wenn er keinen Leistungssport
mehr betreibt, hat er den Kontakt zum Sport nicht verloren. Heute
ist er Leiter des Olympiastützpunktes in Cottbus. Kümmert
sich um den Sportlernachwuchs, dient als Co-Kommentator bei Eurosport
und organisiert Sportveranstaltungen in der Lausitz.
1977 war wohl ihr erfolgreicheste Jahr. Rosemarie Ackermann sprang
als erste Frau der Welt die zwei Meter im Hochsprung. "Sie
können sich nicht vorstellen was da im Stadion los war. Die
mußten mich mit Bodyguards aus dem Stadion bringen, meint
die heute 50jährige Ackermann auf dem Podium. Doch nicht erst
1977 begann der steile Erfolg für die Lausitzerin. Olympiasiebte
war sie 1972 in München. 1976 wurde sie sogar Olympiasiegerin
im Hochsprung. Und erziehlte dutzende andere Erfolge. Heute macht
sie sich stark für den Nachwuchssport. Es regt sie auf, daß
an vielen Stellen das Geld für den Jugendsport fehle. "
Ich fordere, daß jeder Spitzensportler mindestens ein Prozent
von seinem Gehalt in den Nachwuchssport gibt. Geld spielte nach
einem Sieg für uns eine nicht so große Rolle. Für
mich war es schon toll, mein eigenens Autonummernschild, ZRA 2-00,
zu bekommen". berichtet sie stolz.
Zum Schluß wurde es noch einmal richtig spannend im DoppelDeck.
Hürdenläufer Christian Rudolph, der selbst zu seinen größten
Erfolgen seine DDR-Meisterschaft in 400 Meter Hürden 1969 zählt,
die er bis 1972 behält. Außerdem 16 Länderkämpfe,
1970 den Europacup- Mannschaftssieg, ein Jahr später wurde
er Vize-Europameister in Helsinki, und nahm 1972 an den Olympischen
Spielen in München teil, wo er nach einem Sturz mit Achillessehnen-Riß
auscheiden mußte. Über diesen Sturz wollte er zuerst
gar nicht reden. Doch das Publikum, in dem auch ein Fanclub von
Schülern des heutigen Gymnasiallehrers in den Fächern
Sport und Recht saß, wollte mehr zu diesem Sturz wissen. "Nach
einem lauten Knall nach der letzten Hürde stürzte ich
zu Boden.Als ich aufstand, lag neben mir der Klassenfeind und lachte.
Uns wurde ständig eingetrichtert, daß die von drüben
schlechte Menschen sind, und ich glaubte das dann auch. Also dachte
ich, der hätte mich zum Sturz gebracht, um einen Sieg der DDR
zu verhindern. Doch später stellte sich heraus, daß er
10 bis 15 Meter hinter mir lief und erst nach meinen Sturz über
mich fiel", erzählte spannend Christian Rudolph dem sportinteressierten
Publikum.
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Spannende Unterhaltung in der Talkreihe Cottbuser Sport-Oldies boten
Christian Rudolph, Rosemarie Ackermann, Moderator Joachim Rohde und
Sylvio Kroll (v.l.n.r.)
Fotos: Denis Kettlitz
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