Cottbus
(h.) Statt zwölf Bahnsteigen wird es künftig nur noch
sieben geben auf dem Cottbuser Hauptbahnhof, und auch die Tage des
alten Tunnels zum Spreewaldbahnhof hin sind gezählt. "Er
wird verfüllt", sagt Holger Hildebrand vom Bahnhofsmanagement,
"und der neue wird verlängert und erschließt dann
das Gelände nördlich der Bahnanlagen." Dort stellt
sich die Stadt den künftigen Umsteigeplatz für das "Parken
und Reisen vor", und auch Wohnbebauung ist vorgesehen. Das
Bahnpost-Gebäude hinterm Wasserturm werde wohl abgerissen,
damit dort einmal eine Brücke über alle Gleise führen
und den Stadtring schließen kann. Abgesehen von dem Brückenprojekt
soll der "neue Bahnhof" 2007 fertig sein. Muß er
auch, denn, das wurde Donnerstag im PolitPiano sehr deutlich, der
Bahn, seit 1994 Aktiengesellschaft, sitzt die Konkurrenz auf den
Versen. Pressesprecher Burkhard Ahlert beschwört zwar den "Corps-Geist
der Eisenbahner", und den der 2.600(!) Cottbuser im besonderen
Maße, aber an das alte Bild des Eisenbahnerstolzes vermochte
er nicht ganz anzuknüpfen angesichts "revolutionärer
Änderungen" an den Fahrkartenschaltern.
Fachleute nennen das neue Preissystem die schärfste Zäsur
in der gut 150jährigen Eisenbahngeschichte. Hin zum Fahrkartenschalter,
Karte kaufen und fahren - das kann sich niemand mehr leisten. Ahlert:
"Wenn Sie fliegen, buchen Sie doch auch lange im Voraus."
Dahin will die Bahn ihre fernreisenden Passagiere erziehen - falls
sie nicht vorher umsteigen auf andere Züge. Ab Sonntag können
auch Cottbuser in die "LausitzBahn" der französischen
connex-Gruppe einsteigen und nach Zittau oder Stralsund fahren -
preiswert und recht komfortabel, wie versprochen wird.
Die vielen Fragezeichen betreffen allerdings vorwiegend den Fernverkehr.
"Am Nah- und Verbundverkehr ändert sich inhaltlich nichts",
informiert der Pressesprecher, "denn hier werden die Verbindungen
vom Land bestellt. Der Bund stellt dafür Geld zur Verfügung."
Aber auch die neuen Regelungen im Fernverkehr "sollten letztlich
die Kunden am Schalter bewerten", meint Ahlert. Seit 1. November
werden Tickets für Fahrten nach dem 15. Dezember verkauft -
über 1,3 Millionen schon bundesweit. Die Bahn rechnet mit einem
grandiosen Weihnachts-Reisegeschäft.
214.000 Menschen beschäftigt die Bahn noch bundesweit, etwa
5.800 Bahnhöfe werden angefahren. Das sind viel weniger als
noch vor Jahren. Das "Programm 1019" befaßt sich
mit Bahnhofsverkäufen. Das Geschäft laufe schleppend,
deutet Hildebrand an, aber der Bahnhof Merzdorf sei an eine Gesellschaft
verkauft worden. Wer einen ruhenden Bahnhof erwerben möchte
- ohne Ansprüche auf die Gleisnutzung! - kann sich bei der
DB-Immobilien über die Angebote informieren; sie sitzt im historischen
Cottbuser Spreewaldbahnhof.
Ob Cottbus indessen bald einen - wenn auch nicht Bahnhof, so doch
Haltepunkt - mehr hat, war im Talk im Presse-Café auch nicht
ganz verbindlich zu ergründen. Ja, es werde wohl der Bahnsteig
mit Tunnel in Sandow am Parkbahn-Dreieck gebaut - falls Geld da
ist...
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Denis Kettlitz entlockte Burkhard Ahlert, Pressesprecher der Bahn
AG Berlin/ Brandenburg, und Holger Hildebrand vom Bahnhofsmanagement
spannende Informationen zur aktuellen Lage am Schienenstrang, Gabi
Grube legte nach (v.l.n.r.), das Publikum kam ebenfalls wie immer
zu Wort
Foto: Hnr.
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