aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH
Die Geschichte eines Ringes
Das Handwerk dient - Dem Frieden - / Buch ab 23. Oktober erhältlich
Die Geschichte, die hier erzählt werden soll, ist die des Ehrenringes des Handwerks. Dieser Ring wurde einmal vergeben. am 4.6.1961, zum 50. Geburtstag des Präsidenten der Handwerkskammer Cottbus, Kurt Gulben. Er, sein Vizepräsident Otto Woltmann und der Obermeister der Juweliere Richard Sack waren befreundet. Als der Geburtstag ihres Freundes näherrückte, fragten sich Woltmann und Sack, was sie ihm wohl schenken könnten. Werner Wesenberg, damals Meister in der Firma Sack, war bei dem Gespräch dabei. Er hatte die Idee für einen Ring. Das Handwerkerzeichen sollte auf die Siegelfläche, der Wappenkrebs auf die eine Seite und die Initialen KG auf die andere. Auf die Stützflächen: „DAS HANDWERK DIENT DEM FRIEDEN“. Wesenberg machte die Skizzen für einen Herrenring. Sowas tragen Handwerker besonders gern, auch heute noch. Alles in neogotischer Form und Schrift, gearbeitet aus zwei verschiedenen Legierungen 585er Goldes. Die Grundform aus Blaßgold, die Zeichen und Verzierungen aus Rotgold. Die polierten Ziselierungen brachten die Reflexe. Dann wurden die Barren gegossen, gewalzt, die Ornamente draufgezeichnet, ausgesägt und aufgelötet. „Eine schöne Arbeit, die sich eine Woche hinzog.“ Herausgekommen ist eine sehr alte, aber zeitlose Form in einem ungewöhnlichem Arrangement. Der Juwelier gab die Feingold-Zuteilung der staatlichen Münze für einen Monat dafür. Die Kosten wurden geteilt: Je ein Drittel gab der Juwelier, der Stellvertreter, und die Handwerkskammer.
Der Ehrenring des Handwerks konnte sich damals als Auszeichnungsform nicht durchsetzen. Nur die staatlichen waren geduldet, nichts anderes. Also bekam der „Vorsitzende der Handwerkskammer des Bezirkes Cottbus“ noch eine richtige Auszeichnung zum selben Anlaß: Die Verdienstmedaille der DDR. Die bekam nicht jeder. Das war schon ein deutliches Zeichen, um welche Auszeichnung es hier gehen sollte.
Neben seinem 50. Geburtstag gab es einen zweiten Anlaß: Er war seit zehn Jahren an maßgeblicher Stelle in der Handwerkerorganisation tätig. Bis zur Bezirksgründung als Stellvertreter des Präsidenten der Landeshandwerkskammer Brandenburg in Cottbus. Von der Medaille spricht kein Mensch mehr, doch der Ring ist den alten Handwerkern noch gut in Erinnerung. Später geriet die Witwe in Not. Für sie gab es keine Rente, sie war zu jung. Witwenrente gab es in der DDR erst ab dem offiziellen Rentenalter. Sie ging nicht arbeiten, denn sie pflegte ihre Eltern, die vergeblich auf einen Pflegeheimplatz warteten. So kam der Ring zu einem Antiquitätenhändler, der ihn zum Materialwert aufkaufte. Ein Mann aus dem Stadtmuseum kam vorbei, sah das Stadtzeichen auf dem Ring und kaufte ihn. 30 Jahre später, als das Buch „Mit handwerklichem Gruß“ entstand, war der damals junge Historiker zufällig bei der Besprechung des Titelfotos dabei. Er erinnerte sich des Ringes von dem wir inzwischen soviel gehört hatten und holte ihn aus den Beständen des Magazins. Da lag er all die Jahre wohlverwahrt in einer kleinen Plasteschachtel. Plötzlich hatten wir das Prachtstück vor uns. Wir wollten mehr wissen. Diether, der Sohn des Juweliers Richard Sack, verwies uns an den Meister der ihn damals machte. Als ich ihn anrief und ihm von dem Ring erzählte, traute er seinen Ohren nicht. Jahrelang hatte er versucht ihn wiederzufinden. Das Antiquitätengeschäft gab es nicht mehr. Und daß der Ring im Museum war, wußten nur die Mitarbeiter. Als Werner Wesenberg hörte „hier ist der Ring“, kam er sofort. Er wollte ihn natürlich wiedersehen - und erzählte uns seine Geschichte.
René Beder
Historisches Foto von der Übergabe des Ringes
Hochkarätiges Treffen bei der Ring-Übergabe: stehend: Kurt Gulben, rechts neben ihm: Otto Woltmann, links neben ihm: Manneberg, Vorsitzender Rat des Bezirkes, Herbert Bomski, erster Oberbürgermeister (1954-58)

Buch: Mit handwerklichem Gruß
Das Buch „Mit handwerklichem Gruß“ mit der Ring-Geschichte ist ab dem 23. Oktober 2003 im CGA-Verlag und im gut sortierten Buchhandel erhältlich
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