aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Die Reise ins Cottbuser Mittelalter hat begonnen
Archäologische Voruntersuchungen auf ECE-Baustelle sind angelaufen
Auf ältesten Stadtgraben gestoßen / Katakomben unter der Blechenschule

Cottbus (tr). Eine mehrere Meter tiefe Baugrube wähnt seit kurzer Zeit genau dort, wo bis vor circa 160 Jahren die Cottbuser Stadt-, Zoll- und Steuergrenze verlief. Heute befindet sich an dieser Stelle die Fußgängerbrücke über die Straßenbahntrasse. Archäologen erobern momentan das zukünftige ECE-Baufeld. In diesen Tagen und Wochen sind die Voruntersuchungen angelaufen. Das Hauptziel besteht darin, festzustellen, wieviele orginale Schichten aus den verschiedenen Jahrhunderten noch vorhanden sind, erklärt Alfred Roggan, Sachgebietsleiter der Unteren Denkmalschutzbehörde. Die Grabungen begannen an einer der Stellen, auf denen sich bis vor etwa 55 Jahren der Stadtwall und die Gräben befanden. Der Wall diente zunächst als Verteidigungswerk, später als Steuer- und Zollgrenze. Die Archäologen sind in diesen Tagen auf den bislang ältesten Graben aus dem 12./13. Jahrhundert gestoßen, berichtet der Grabungsleiter Peter Schöneburg von der Randberliner Firma Archäologie/Manufaktur stolz. Probleme werden immer wieder durch unbekannte Leitungstrassen aller Coleur bereitet. So führt ein Rohr bislang unbekannten Ursprungs direkt durch die ausgehobene Grube. Auch das Areal rund um die Blechenschule interessiert die Archäologen. Dort befand sich „ante portas“ („vor den Toren“) der Pestfriedhof. Werden eventuell Skelettbestandteile gefunden, gehen diese direkt zu wissenschaftlichen Untersuchun- gen, weiß Alfred Roggan. Unter der Blechenschule selbst befinden sich uralte Katakomben und Grüfte, welche einst zum Friedhof gehörten. Diese wurden beim Bau des „Konsument“-Warenhauses für tragfähig befunden und überbaut oder verschüttet. Noch etwa drei Monate werden die Voruntersuchungen andauern. Dann beginnen die archäologischen Hauptuntersuchungen, die der Dokumentationspflicht dienen. Die Wallabtragung oder besser Wallverfüllung in den Nachkriegsjahren war übrigens nicht nur im Osten üblich. Auch in Westdeutschland wurden viele Stadtwälle beseitigt, stellt der Sachgebietsleiter klar.


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